Jubeltraube nach Gefühlschaos

FC Eldagsen sichert ersten Sieg der Landesligasaison erst in der fünften Minute der Nachspielzeit

Danke an den Sportbuzzer bzw. die HAZ/NP für den Zeitungsartikel.

Der FC Eldagsen bleibt sich treu. Auf den verpatzten Start in die Landesligasaison folgt der erste Saisonsieg am 6. Spieltag. So weit, so bekannt aus dem Fußballjahr 2021/2022. Die diesbezügliche Wiederholung hatte sich Trainer Holger Gehrmann im Vorfeld der Partie gegen den TuS Sulingen ausdrücklich gewünscht. Und mit dem 2:1 (0:0)-Heimerfolg wurde er am Samstag von seinen Spielern erhört. Was im Vergleich zum sechsten Auftritt in der abgelaufenen Saison neu war, war das Drama, mit dem die Senfstädter sich ihren ersten dreifachen Punktgewinn erkämpften.

Denn ehe sich auch Coach Gehrmann freudetrunken auf die ausgelassene Jubeltraube an der Eckfahne werfen konnte, hatten die Eldagser einiges an Gefühlschaos auszustehen gehabt. „Ich habe etwas länger gebraucht, ich bin ja schon etwas älter“, scherzte Gehrmann über seinen Jubellauf in der fünften Minute der Nachspielzeit.

Dabei hatte alles so beschaulich begonnen an der Hindenburgallee. Die erste Halbzeit plätscherte sanft vor sich hin. Marcel Bürst im Kasten der Gastgeber wie auch sein am weitesten entfernter Gegenspieler David Schröder mussten zwar jeweils zweimal auf der Hut sein, aber nie in allerhöchster Not retten. Folgerichtig konnten die Zuschauer im Springer Ortsteil in den ersten 45 Minuten noch keine Tore bestaunen.

Aber dann. „Wir wollten das Ding unbedingt ziehen“, sagte Gehrmann, „weil wir es auch ziehen mussten.“ Doch das zog sich. Rune Flohr setzte sich schließlich – die Partie war schon auf der Zielgeraden – am rechten Flügel durch und passte den Ball hart vors Sulinger Tor. Garvin Mulamba hatte dort aus kurzer Entfernung keine Mühe, die Kugel zur 1:0-Führung über die Linie zu bugsieren (83. Minute).

Spätes Tor, spätes Glück – konnte man denken. So kam es zwar auch, aber erst über Umwege. Denn zunächst ließen die Diepholzer mit dem Ausgleich aufhorchen. Als der eingewechselte Janik Dieckmann einen von Bürst zur Seite abgewehrten TuS-Schuss zum 1:1 in die Maschen beförderte (90.+3), hatte Referee Jonas Meereis schon eine ganze Handvoll Finger in die Luft gezeigt: Fünf Minuten Nachspielzeit.

Der nahegeglaubte Sieg schien spät doch wieder entrissen. Aber Meereis pfiff noch mal an, ein letzter Angriff blieb den Eldagsern also. Ein finaler langer Schlag auf den aufgrund seiner jüngsten Rückenprobleme erst in der zweiten Hälfte eingewechselten Lauri Schwitalla, der mit dem Mute der Verzweiflung und dem drohenden Abpfiff im maladen Rücken aus rund 16 Metern abzog. Ein Sulinger Abwehrspieler fälschte die Kugel fies ab, die sich schließlich über den vergeblich hechtenden Schröder ins Tor senkte. „Dann hat er aber direkt wieder gepfiffen“, sagte Gehrmann, der deshalb schon befürchtete, der Treffer würde nicht zählen. Aber es war der Abpfiff. Doch noch gewonnen. Alle Eldagser rannten los, und Gehrmann natürlich hinterher.

Der Sonntag mit der Feier der Diamanthochzeit (60 Jahre) seiner Schwiegereltern war gerettet. „Ich selbst bin erst 24 Jahre verheiratet“, sagte Gehrmann lachend. Dann gibt es im nächsten Jahr also auch wieder ein großes Fest? „Stimmt“, lautete die Antwort. „Ich hoffe aber, dass kein Fußball auf den Tag fällt.“